Marcel macht einen Videospiele-Detox und hört auf, seine geliebten Videospiele zu spielen. Kann das gut gehen? Hier geht es zum vorherigen Eintrag und zum nächsten Eintrag.
Zu viel Real Life ist wohl eine schlechte Idee
Hört mir zu, liebe Hardcore Gamer. Die Welt da draussen ist gefährlich. Ich dachte, jetzt, da ich keine Videospiele mehr spiele und den ganzen Samstag Frau- und Kinderlos bin, könnte ich ja ein wenig nach draussen gehen.
Also bin nach Zürich Stadelhofen gefahren und dann den Weg zum Hauptbahnhof gelaufen. Es war ein wunderschöner Tag, nicht zu heiss und doch schön sonnig. Wer die Strecke kennt, weiss, dass es eine kurze Strecke ist. „Bloss nicht wieder eine 5 Stunden Wanderung in der prallen Sonne, wo ich fast verreckt bin.“ habe ich mir gedacht. Ich hatte vor ein paar Wochen genau so eine Wanderung in der Sonne gemacht und BAM lag dann den ganzen Nachmittag und Abend mit einem Hitzeschlag im Bett.
Das einzige, was mich vor dem sicheren Tod gerettet hat, ist ein Bad in einem kleinen Bach. Darum sieht man mir den vorherigen Todeskampf auf diesem Bild nicht mehr an:
Ich bin in der „Brettspiele“ Phase meiner Sucht
Wie gesagt, die Strecke ist nicht weit. Und auf der Strecke habe ich nur zwei Stopps gemacht: Ich ging in eine Buchhandlung, da ich Bücher liiiiiiiiiebe! Egal wie fest mein Regal zu Hause vor Bücher überquillt, ich finde es so unglaublich inspirierend, durch den Laden zu laufen und spannende Bücher zu finden.
Ich suche jeweils Bücher, welche zu meiner Lebenssituation passen. Oder aber ich kaufe Bücher über die Suchtgeschichten anderer Menschen (Heroin- und Drogensucht zum Beispiel) oder Bücher über Amerika. Mich als Schweizer fasziniert die USA so unglaublich, weil sie gefühlt einfach alles falsch machen und dennoch so überzeugt von ihrem Land sind. Einfach faszinierend.
Der zweite Stop war in dem Spieleladen Rien ne vas plus. Das ist ein kleiner Laden mit einem dennoch grossen Angebot von Spielen, seien es „normale“ Brettspiele oder Hardcore-Brett-Rollenspiele.
Auf jeden Fall hat nun die zweite meiner „Ich spiele keine Videospiele mehr“ Phasen angefangen. Die erste Phase habe ich dabei glatt übersprungen, sie ist nämlich die „Ich kann keine Videospiele am PC zocken, also spiele ich halt Videospiele an meiner Playstation/Nintendo Switch“.
Die zweite Phase ist die „Ich kann echt tatsächlich keine Videospiele mehr zocken, dann zocke ich halt Brett- und Kartenspiele!“
Ich kenne diese Phase bereits von meinen früheren Versuchen, mit dem Zocken aufzuhören. Beim letzten Mal, als ich in dieser Phase war, habe ich TONNENWEISE Brettspiele gekauft, nur um sie kein einziges Mal zu spielen und am Ende alle zu verschenken. Echt traurig. Aber wenn nicht mehr Videospiele spiele dann sage ich zu mir „Was wäre, wenn ich jetzt dieses eine Brettspiel kaufe, zum Beispiel Die Siedler von Catan, und es mir dann so gefällt, dass ich nur noch das spielen will, meine Videospielsucht Vergangenheit ist und in unseren Flüssen Milch und Honig fliessen?“
Ja wenn es nur so einfach wäre. Die Videospielsucht hat mich immer wieder eingeholt. Und genau weil ich nicht den gleichen Fehler wie letztes mal machen wollte habe ich mir nur ein kleines Kartenspiel gekauft und schaue erst einmal, wie der Versuch weitergeht.
Volle Kanne Hitzeerschöpfung
Auf jeden Fall komme ich so um 14:30 Uhr wieder zu Hause an und was kommt? BAM Hitzeerschöpfung wie bei der letzten Wanderung. Mein Kopf wird sauheiss und mir ist richtig übel. (Wer nicht weiss, was Hitzeerschöpfung ist, kann sich diesen Artikel mal reinziehen)
Ich habe dann noch diesen echt verrückten Film namens „The Interview“ auf Netflix angeschaut, obwohl ich mir nicht mehr sicher war, ob ich bereits halluziniere oder ob sie in dem Film tatsächlich nach Nord Korea gehen, um King Jong-un zu interviewen.
Dann wurde mir so übel, ich musste ins Bett, und da bin ich dann auch bis 20 Uhr geblieben. Mir war die ganze Zeit richtig übel und mein Kopf immer noch so heiss. Unglaublich mühsam. Ich habe Wasser und Salzwasser getrunken, einen nassen Lappen auf die Stirn gelegt, hat alles irgendwie nicht geholfen. Eine Hitzeerschöpfung wünsche ich wirklich niemandem.
Mein einziger Trost: Nudelsuppe
So ab 20 Uhr ging es mir langsam wieder besser. Meine Frau und die Kinder sind um diese Zeit von den Grosseltern zurückgekommen und meine ältere Tochter Lea war so süss – Sie hat sich zu mir ins Bett gelegen und gesagt „So kann ich viel besser auf dich aufpassen!“
Meine Frau meinte, wahrscheinlich war es heisser, als ich den Eindruck hatte, und der UV-Index zeigte 8 Punkte an, was gemäss dem verlinkten Artikel quasi bedeutet „Get the f*ck out of the sun, my son!“
Ach scheisse, ich bin gerade ein wenig deprimiert. Alles was ich will, ist, ein gesünderes, besseres Leben zu haben, aber das Leben gibt mir immer wieder einen Arschtritt. Und sowieso, seit wann fluche ich soviel? Das habe ich früher auch nicht gemacht. Ich gebe mir echt Mühe, wollte ein wenig unter die Leute, an die frische Luft, und kriege stundenlang Hitzeerschöpfung als „Belohnung für die erfüllte Quest“.
Darum, liebe Gamer, hört meinen Rat: Falls ihr jemals auf die irrsinnige Idee kommt und nach draussen gehen wollt schaut bitte kurz auf den UV-Index. Wir Gamer sind ja sowieso eher licht-scheu und sollten den Kontakt mit dem hellen Gift möglichst vermeiden.
Mein einziger Trost ist meine Ramen-Nudelsuppe, die ich mir jetzt reinziehe. Die stellt mich immer wieder auf und gibt mir Kraft.
17 Tage ohne Videospiele!