42 – Videospiele und Pornos haben mein ganzes Leben zerstört

Notiz: Dieser Artikel ist nicht von mir persönlich, sondern von einem User aus dem Subbreddit „StopGaming“ – Ich habe ihn nur übersetzt, da ich ihn unglaublich mächtig finde. Die Erzählung zeigt, wie schwerwiegende Folgen die Videospiele-und-Porno-Sucht haben kann. (Quelle)

Ich wollte nicht aufhören, ich wollte mehr Pornos schauen

Ich bin 42 Jahre alt und ich habe mein ganzes Leben hinter einem Computerbildschirm verbracht. Früher schien es so als ob der einzige Weg, wie ich Frieden und Erfüllung in meinem Leben finden konnte, das Spielen von Videospielen oder das Schauen von Pornos war. Nicht nur machte es Spass und war aufregend, es hat auch den Druck von mir genommen – Den gesamten Schmerz und das Unbehagen, welches ich jeden Tag verspürt hatte, ging weg. Es war das eine Ding, auf das ich mich immer verlassen konnte – Meinen Bildschirm.

Ich erinnere mich, als ich 15 war und meine erste Erfahrung darin hatte, mein Verhalten nicht kontrollieren zu können. Das Internet war neu und AOL war das Allerneueste, aber nach einer gewissen Anzahl Minuten musste man draufzahlen. Mein Vater sagte: „Du kriegst nur so und so viele Minuten!“ also wusste ich, ich würde nicht über das vom Vater gegebene Limit gehen oder er wurde wütend, und du wolltest meinen Vater nicht wütend machen.

Aber dann habe ich Internetpornos gefunden und konnte nicht mehr aufhören. Ich erinnere mich, dass es lange Tage wurden und ich mir gesagt habe, ich muss aufhören, aber ich konnte nicht aufhören. Ich erinnere mich, wie ich angefangen habe die Angst zu spüren, als die Minuten vorbei tickten und dass, wenn sie vorüber waren, ich aufhören musste. In diesem Augenblick habe ich die Angst gefühlt, dass ich die noch verbliebenen Minuten verlieren würde und dass ich aufhören musste. Aber ich wollte nicht aufhören, ich wollte mehr Pornos schauen.

Über 300 Dollar Rechnung

Dann hat sich die Angst, keine Minuten mehr zu haben, geändert in die Realisation, dass die Minuten bereits abgelaufen waren. Aber ich schaute immer noch Pornos. Ich war in Panik, da ich wusste, dass mein Vater sehr angepisst sein würde und dass jede weitere Minute die Rechnung in die Höhe treibt. Aber ich habe immer noch nicht aufgehört. Ich konnte nicht aufhören.

Am Ende kam die Rechnung auf über 300 Dollar für diesen Monat, und ich musste den Preis dafür bezahlen. Ich habe auch den Zugang zum Internet verloren, aber ich konnte nicht aufhören darüber nachzudenken, trotz der Konsequenzen. Etwas anderes hat die Aufregung aber begleitet – und das war Scham. Ich fühlte Scham.

Mit 16 habe ich meinen eigenen Computer mit Internet gekriegt und ich musste mir keine Sorgen mehr über die genaue Anzahl Minuten machen. Als Resultat habe ich im Bildschirm gelebt. Meine Freunde in der Highschool haben alle soziale Aktivitäten unternommen und ich blieb vor dem Bildschirm. Kommst Du mit an eine Party? Nein Danke! Möchtest Du tanzen gehen? Nein, hab schon was vor! Wollen wir Basketball spielen? Sorry, bin beschäftigt!

Ich habe im Bildschirm GELEBT. Egal ob ich die ganze Nacht hindurch Pornos angeschaut habe oder mich selber in einem Fantasie-Videospiel verloren habe, um die vorherige Nacht in Scham zu ertränken. Ich ging ins Bett und habe mir gesagt, ich würde das nie wieder tun. Ich werde mich bessern, jeden Abend wieder. Und am nächsten Tag ging es wieder von vorne los.

Kein Interesse an Sex

Ich habe fast die Highschool nicht geschafft, habe glaube ich 45 Tage vom letzten Semester verpasst. Oftmals konnte ich nicht aufstehen, weil ich die ganze Nacht Pornos geschaut oder ein Videospiel gespielt habe. Zu dieser Zeit habe ich auch festgestellt, dass ich anscheinend überhaupt kein Interesse an Sex mit einer Frau wie alle meine Freunde habe. Ich fand Frauen attraktiv, ich hatte sie nur lieber an meinem Bildschirm betrachtet als mit ihnen in Person zu interagieren. Mit 18 haben mich Pornos bereits so fest verändert, dass ich keinen menschlichen Kontakt mehr wünschte. Ich wollte nur sexuelle Befriedigung aus der Distanz und von mir selber.

Ich hatte meine erste Beziehung mit 18 und sie hielt 3 Jahre, bis heute meine längste. Am Anfang habe ich mir geschworen, nie wieder Pornos zu schauen. Ich wollte ihr gegenüber loyal sein und sie sagte, sie würde es nicht mögen, wenn ich weiterhin Pornos schauen würde. Ich hielt 8 Monate durch. Etwa um diese Zeit haben wir endlich begonnen sexuell miteinander zu spielen.

Ich wollte meinen eigenen Porno drehen

Interessanterweise hat mich der Sex zu ihr nicht angezogen, sondern ich wollte mit ihr die Dinge machen, die ich in den Pornofilmen gesehen hatte. Ich wollte diese Erfahrungen mit der Videokamera festhalten, dann das Video schauen und dazu masturbieren, genauso wie ich es mit den Pornos machte. Ich wollte meinen eigenen Porno drehen.

Also eigentlich wollte ich das nicht wirklich. Etwas tief in mir drin – das echte ich – wollte diese Dinge mit ihr nicht machen, aber der süchtige Teil in mir übernahm die Kontrolle und übertrat die Grenzen, die ich mir selber geschaffen hatte.

Als ich sie erst überredet hatte, diese Dinge mitzumachen, hat sich unsere Beziehung verändert. Ich war während unseren sexuellen Interaktionen nicht mehr länger emotional verbunden – Sie war nur ein Objekt. Sie wusste es und gab mir zu wissen, dass sie Schmerzen fühlte. Nach dem Akt fühlte ich ebenfalls Schmerzen, und Scham. Die gleiche Scham, die ich nach dem Schauen von Pornos empfand, und wir sagten oft zueinander: „Lass uns das nicht noch einmal machen“. Dann kam das nächste Mal und wieder würde ich sie dazu überreden. Das war der Anfang von unserem Zerfall, als meine Sucht im Schlafzimmer und bei allem, was nachher folgte, Überhand nahm.

Die ganze Zeit wollte ich nie wirklich Sex mit ihr

Zu dieser Zeit habe ich wieder angefangen im Geheimen Pornos zu schauen, also war da wieder diese Scham. Um es kurz zu machen: Unsere Beziehung ging den Bach ab und hat nach 3 Jahren geendet. Die ganze Zeit wollte ich nie wirklich Sex mit ihr. Bis zum heutigen Tag habe ich niemals ein echtes Verlangen nach dem sexuellen Akt mit einer Frau verspürt, wegen dem mentalen Durcheinander, welches Pornos meinem Gehirn angetan haben.

Nachdem unsere Beziehung geendet hatte wusste ich, ich bräuchte Hilfe. An diesem Punkt habe ich 2 Jahre mit ihr mit Pornos schauen verbracht und ständig geschworen, ich würde keine weiteren mehr schauen – und dennoch weiter gemacht. Ich konnte objektiv an mir selber beobachten, wie es mich innerlich und mein sexuelles Verhalten zu ihr veränderte, durch das Chaos in meinem Gehirn.

Ich hatte Angst, ich wollte so nicht alt werden. Ich ging zu einem Therapeuten und dieser empfiehl mir in eine Gruppe namens SAA zu gehen. Ich ging und ich erinnere mich an das erste Treffen mit einer Hand voll Männer, ältere Männer, welche zu mir sagten, wie viel Glück ich hätte, dass ich das Problem so früh in meinem Leben, in meinem frühen 20ern, unter Kontrolle kriegte. Sie waren völlig ekstatisch mit mir. Ich war so aufgeregt darüber, dass ich endlich einen Platz gefunden habe, wo man mich akzeptiert.

21 Jahre später

Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich von diesem Tage an 21 Jahre später immer noch mit diesem Scheiss beschäftigen würde. Ich habe die nächsten 21 Jahre damit verbracht, zu mir selber zu sagen „Ich habe immer noch Zeit, es ist zu gut, um es auf später zu verschieben, ich werde bald damit aufhören“. Die ganze Zeit habe ich damit weitergemacht, mich selber mehr und mehr zusätzlich in Videospielen zu verlieren.

Seit dieser ersten habe ich nicht mehr viele Beziehungen erlebt. Praktisch alles, was Arbeit bedeutet oder nur rein schon im Moment präsent zu sein habe ich immer aktiv aus meinem Leben verdrängt, um mehr Zeit für Videospiele und PMO zu haben. Das Traurige daran ist, dass ich die meiste Zeit nicht glücklich damit war. Genau das Gegenteil war der Fall. Es fühlte sich an, als ob ich gefesselt wäre und mir selber zuschauen musste, wie ich langsam mit der Zeit zerfalle und verrotte. Ein Teil von dir schreit innerlich, weint, bittet darum, aufzuhören, weiss um den Schaden und den Schmerz. Aber du machst trotzdem weiter, schiebst diese Stimme weg für noch mehr Geilheit, mehr Videospiele. „Ich werde Morgen damit aufhören.“ 21 Jahre voller Morgens.

Niemand, der mich vor 10 Jahren gekannt hatte, würde mich heute erkennen, geschweige denn wenn ich nochmals an dieses SAA Meeting vor 21 Jahren gehen könnte. Ich bin eine Hülle, eine Hülse von einem Menschen. Ich habe Familie und Kinder verpasst, welche ich so verzweifelt wollte, habe Pixel über Realität gewählt. Wenn es nicht Pornos waren war es ein Videospiel, wenn es kein Videospiel war waren es Pornos. Es hat sich immer so sicher angefühlt hinter dem Bildschirm, als ob mir nichts Schaden zufügen konnte. Ja, es hat mich zerstört.

Was ein Leben hinter dem Bildschirm mir angetan hat

Ich lebe mit einer Katze, bin fast 43 und habe keine Kinder, keinen Partner. Ich lebe in einer 2-Zimmer-Wohnung während ich hier sitze und schreibe mit einer Pizza auf der Tischfläche. Ich wiege über 150 Kilogramm. Ich habe meinen letzten Job verloren, weil ich nicht mehr normal funktioniert habe, weil ich mich immer krank melden musste, da ich die ganze Nacht gezockt oder Pornos geschaut hatte. Ich bin jetzt Single seit über 10 Jahren. Ich hatte seit Jahren keine Erektion. An diesem Punkt wurde es bereits eine Notwendigkeit, so viel Verantwortung wie möglich aus dem Weg zu gehen, nur damit ich im Bildschirm leben kann. Damit ich dem Schmerz aus dem Weg gehen kann, weil ich weiss, was ein Leben hinter dem Bildschirm mir angetan hat.

Ich habe heute kein Spiel gespielt und keine Pornos geschaut und die Folter, in der Realität zu leben, zu wissen, was in meinem Leben passiert ist, nach Jahrzehnten davon – Diese Folter ist schwer zu ertragen. Es ist als ob ich in einem Albtraum wäre, aus dem ich unbedingt entkommen möchte, aber ich kann nicht. Das ist real – es passierte. Was ich früher am meisten gefürchtet habe ist passiert. Ich wurde alt und habe nie damit aufgehört. Ich habe mein Leben verschwendet. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Gott, ich wünsche ich hätte es nicht getan! Es ist so schmerzhaft!

Wenn du jung bist und das liest, bitte mache alles was nötig ist, um das jetzt zu bewältigen. Bitte, wenn du die Möglichkeit hättest, wie ich mit 21 dieses zerstörerische Verhalten hinter dir zu lassen, verwende jedes Bisschen deiner Kraft und deines Willens um nach Hilfe zu fragen. Es wird dein Leben zerstören und je länger du damit wartest, desto schwieriger wird es.

Fuck die Zeit vergeht echt schnell. Fuck.

Was es bedeutet, Vater zu sein

Falls einer von Euch da draussen liebäugelt, um ein Vater oder eine Mutter zu werden, liest diesen Beitrag. Denn ich habe es heute am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, Vater zu sein.

Keine 5 Minuten Ruhe

Heute ist unglaublich schönes Wetter und doch nicht zu heiss. Perfekt, um ein Buch zu lesen.

Könnte man meinen. Doch jedes mal, wirklich JE-DES-MAL wenn ich mich hingesetzt habe, ist eines der beiden Kinder gekommen und wollte irgendwas haben.

Dazu muss ich sagen, dass meine ältere Tochter Lea, 5 Jahre, Fieber hat, seit sie heute aufgestanden ist. Sie liegt hauptsächlich auf dem Sofa und schaut fern. Die kleinere Tochter, Nina (2.7 Jahre), und ich sage jetzt bewusst kein Schimpfwort, kommt alle Ellen lang her gerannt und will was sagen oder zeigen oder sonst irgendwas.

Und als ich dann endlich Zeit hatte, das Buch anzufangen, konnte ich nicht anders: Lea tat mir so leid, ich musste für sie Salzstangen und Zwieback kaufen gehen, da sie erbrechen musste und Salzstangen erwiesenermassen da am Besten helfen.

Ich gehe kurz Salzstangen kaufen

Ich also zu meiner Frau: „Schatz, ich gehe KURZ Salzstangen für Lea kaufen“ und sie meint noch so „Ach, nimm doch Nina mit, die ist immer so gerne draussen“ und Nina kam schon her gerannt „Papa Papa Nina auch mit??“

Okay also gehen wir los. Normalerweise nehmen wir den Scooter (Tretroller), dann sind wir einigermassen schnell, sogar Nina flitzt schon superzackig umher. Aber nein, Nina will ihren Spiel-Kinderwagen mit der Baby-Puppe mitnehmen („Das ist kein Baby, das ist ein Maitli!“).

Wir schleichen also in Richtung Tankstelle (nur die ist Sonntags offen) und Nina will natürlich auf jeeeeeedem Stein rumklettern und jeeeeede Ameise und jeeeeeedes Pflänzchen anschauen. An einem Ort hat es sogar ein paar Fische in einem Teich, die will sie auch gleich zweimal anschauen.

Aber gut, ich habe ja Zeit. Ich bin um 10 Uhr los und muss nicht vor 12 Uhr zum Mittagessen daheim sein.

Und Nina läuft wirklich… ähm… „regelmässig“. Wir kommen also langsam, aber stetig, vorwärts.

Ganz lieb an der Tankstelle

Das Einkaufen ging super flott, Nina hat sehr lieb gemacht, was ich ihr gesagt habe, damit sie nicht von einem der vielen Autos erwischt wird.

Ich dachte, so heiss wie es ist, kann sich Nina auch noch ein Eis auswählen. Meine Kinder liieeben Eis.

Arme Nina schürft sich ihr Knie

Nina steht nur noch da und weint. Sie hat sich an einem ziemlich grossen Stein ihr Knie aufgeschürft. Ach verdammt, und wir sind erst in der Hälfte des Rückweges. Ihren Spiel-Kinderwagen habe ich die ganze Zeit getragen, da sie ja ihr grosses Eis gegessen hat.

Dabei war ich noch erstaunt. Sie hat dieses grosse Eis ganz alleine essen können. Natürlich war sie ein wenig langsam und das ganze Eis ist ihr überall auf die Kleider, die Beine und die Schuhe gefallen. Die Hände waren natürlich auch voll.

Aber ja, immerhin habe ich mit ihr heute Morgen gebadet, bevor wir los gingen. Das war jetzt auch für die Katz. Wie hätte ich auch ahnen können, dass sie nicht fähig ist, ein Eis zu essen, ohne gleich ihren ganzen Körper damit einzureiben? 🙄

Was es bedeutet, Vater zu sein

Ich stehe also da. Sehe Nina zu, wie sie auch dasteht, 3 Meter von mir entfernt. Ich ermuntere sie, weiter zu laufen. „Komm Nina, wir bringen den Zwieback zu Lea, die ist krank“.

Aber Nina läuft nicht weiter. Sie steht nur da und weint.

„Komm Nina, es ist nicht mehr weit“.

„Ich kann nicht wuäääääääää“

Und so gelange ich in die überaus schöne, jeden Sonntag bereichernde Situation, meine kleine Tochter 30 Sekunden, nachdem sie ihren ganzen Körper mit einem äussert klebrigen Eis eingesalbt hat, aufzuheben und das restliche Viertel des Weges heimzutragen.

Meine Stimmung fiel mit jedem weiteren Meter von „Ach, war ja gar nicht so schlimm“ zu „VERDAMMT NIIIEEEEE MEHR GEHE ICH OHNE KINDERWAGEN AUS DEM HAUS, UND WENN SIE 15 JAHRE ALT SIND IST MIR SCHEISSEGAL DER KINDERWAGEN KOMMT MIT!!!“

Immerhin hat meine Frau mir Nina dann abgenommen, als wir zu Hause angekommen sind, und sich um sie gekümmert.

Ich wünsche jeder Person, welche bald Vater oder Mutter wird, wirklich viel Kraft.

Und übrigens: Mir ist ausserdem gerade wieder eingefallen, dass Nina den ganzen Rückweg über in Ameisenhaufen gelaufen ist. Ich habe jeweils probiert, ihr die Ameisen abzuschlagen. Ich hoffe aber inständig, dass es keine bis in ihre Windeln geschafft hat.

Tag 12: Mein Drang nach Videospielen ist sofort verschwunden

Marcel macht einen Videospiele-Detox und hört auf, seine geliebten Videospiele zu spielen. Kann das gut gehen? Hier geht es zum vorherigen Eintrag und hier zum nächsten Eintrag.

Und ewig grüsst das Murmeltier

Guten Morgen geliebte Internetwelt, in der ich mich seit etwa meinem 9-ten Lebensjahr bewege (jetzt bin ich 36). Guten Morgen geliebte anonyme Internetpersonen, die Ihr mir so vertraut und doch so unbekannt seid und doch immer bereit, jedes erdenkliche Thema mit mir zu diskutieren.

Es ist wieder einmal vier Uhr Morgens und ich kann wieder nicht schlafen. Immerhin ist Sonntag und ich muss mir keine Sorgen machen wegen der Arbeit. Es ist mir allerdings schone in Rätsel, warum mein Körper in letzter Zeit so „un-müde“ ist. Abends um 23 Uhr bin ich schon richtig müde, gehe brav ins Bett, nur um dann um 4 Uhr wieder wach zu sein. Warum? :/

Ich will Videospiele spielen… nicht?

In meinem „Ich höre auf zu zocken“ Experiment bin ich ja mein eigenes Beobachtungsobjekt. Und ich habe in der Vergangenheit schon einige Male einen „Videospiele-Detox“ gemacht (das hiess damals noch Entzug, aber wir sind im Jahr 2021 🐱 ) – Einfach nie über längere Zeit. Von diesen kurzen Wochen ohne Videospiele mal abgesehen habe ich in meiner Freizeit wirklich permanent gezockt.

Interessanterweise hatte ich mein Leben dabei immer im Griff. Ich habe geheiratet, mit meiner Frau zwei Kinder bekommen, ein Informatikstudium durchgezogen – Aber all das immer mit dem „Beirauschen“ der Videospiele.

Und etwas, was mir bei diesem Detox nun besonders auffällt, ist, dass ich anders als sonst nicht mehr diesen stetigen Drang habe zu zocken.

Ich meine, ich war in meinem Leben schon einige Male richtig süchtig nach Videospielen. Nicht so süchtig wie all die Süchtigen, die vor lauter Sucht vergessen auf die Toilette zu gehen. Ne ne sowas kannst Du bei mir vergessen, Toilette ist schon ein nicht zu unterschätzendes Bedürfnis meinerseits.

Aber ich hatte immer diesen innerlichen Drang, oder warte, noch besser: diese Leidenschaft für Videospiele.

Und wenn ich dann wieder mal einen „Furz“ hatte und aufhören wollte zu spielen (meine Frau rollte jeweils nur mit den Augen, „ja ja das kenne ich schon, das machst Du immer wieder mal“) ging es keine 2 Wochen und ich MUSSTE einfach wieder spielen. Es zerriss mich innerlich, nicht zu spielen. Darum ging es dann jeweils auch nicht lange, und ich war wieder im Sog der Videospiele.

PS: Meine Frau ist wirklich sehr lieb und unterstützt mich jeweils gut bei meinen „Furz-Ideen“. Nicht dass jetzt jemand denkt statt dem Augenrollen könnte meine Frau ja auch auf die Idee kommen mich zu unterstützen oder so.

Wo ist der Drang? Wo ist die Sucht?

Ich gebe es zu: Es gab Momente in meinem Leben, da habe ich die Videospielsucht richtig genossen. Ich konnte es innerlich kaum abwarten den ganzen Abend wieder zum Beispiel Dota 2 zu spielen. Und wenn ich ins Bett ging klang in meinem Kopf noch lange ein Kopfkino von dem Erlebten nach – Und es war wie ein richtiger Rausch!

Ohne Witz: Wenn ich Videospiele gezockt habe und im Bett lag habe ich bewusst an die Szenen im Spiel gedacht und ich fühlte mich unglaublich gut. Richtig wie auf Drogen.

Aber ja, was ich eigentlich seit Anfang dieses Blogeintrags schreiben wollte: Jetzt fühle ich diesen Drang nicht. Seit 12 Tagen spiele ich keine Videospiele mehr und ich fühle mich zwar beschissen, aber es sagt mir innerlich nicht ständig „Loooos geh einfach wieder Zocken! Du weisst, dass Du es willst! Stell den Computer an und los gehts!“

Es ist, als ob mir mein Gehirn sagt: „Hey Junge, alles in Ordnung. Du hast Dich ja selber für das Projekt entschieden, und Du hast in Deinem Leben echt schon genug Videospiele gezockt. Also mach Dir nicht ins Hemd, nur weil Du jetzt ausnahmsweise für 12 Tage nicht gezockt hast. Die Videospiele laufen Dir nicht davon, also „chill släbä“.

Werde ich langsam alt? 😳

Ich will wieder Gefühle

Zum Abschluss kann ich vielleicht noch kurz schreiben, was ich mir von diesem ganzen Projekt erhoffe. Ich werde später sicherlich noch genauer auf dieses Thema eingehen und… ah verdammt, warum tut mein Bauch jetzt weh? Habe ich Hunger? Ich kann doch nicht Morgens um 04:38 Uhr schon wieder etwas essen?

Also, der Grund, warum ich dieses ganze Projekt durchziehe, ist folgender:

Ich möchte das Leben wieder fühlen!

Nein, ich meine nicht, dass es mir nicht weh tut, wenn ich mir mit einem scharfen Messer in den Finger schneide. Oder wenn ich Liebe mache mit meiner Frau (Anmerkung: Vulgärer Originalausdruck auf Wunsch meiner Frau geändert)

Ich meine, dass ich in mir eine grosse Sehnsucht habe nach früher, als ich noch ein Kind war. Vielleicht ist es auch nur ein Hirngespinst, aber damals habe ich das Leben richtig… „gefühlt“ oder „gespürt“. Eine Art Melancholie, die ich heutzutage nur noch innerlich kurz spüre, wenn ich zum Beispiel ein Bild wie das Herbstbild oben von diesem Beitrag sehe.

Ach Scheisse, das ist so schwer zu erklären. Jeder, der das liest, muss mich für einen Idioten halten.

Aber als junger Marcel habe ich das Leben gespürt und ich habe es anders wahrgenommen als heute.

Meine Theorie ist, dass mein Hirn abgestumpft ist, zum Einen durch meine Arbeit, bei der ich 8 Stunden pro Tag programmiere, und zum Anderen die Videospiele oder auch der Youtube-Konsum, bei dem ich den Rest des Tages vor dem Bildschirm verbringe.

Ja okay, keine Ahnung, jetzt weiss ich nicht mehr, was ich schreiben soll, geschweige denn eine gute Pointe für diesen Eintrag, also mache ich wohl Schluss.

Falls Du das hier liest und meine Gefühlsduselei verstehst (oder mich für einen Idioten hältst), dann schreib mir das doch bitte in die Kommentare.