Warum niemand Artifact spielt

Wie gross war die Erwartung, als der Entwickler Valve ein neues Spiel ankündigte. Wie gross war die Enttäuschung, als es ein Kartenspiel war.

Artifact, das Dota 2 Kartenspiel.

In einem Markt, der von Hearthstone dominiert wird und in dem es Unmengen von weiteren guten Titeln gibt (Magic The Gathering Arena, Gwent, The Elder Scrolls Legends, Eternal).

Wie gross Hearthstone ist, fragst du? Mittlerweile sind es über 100 Millionen Spieler. Das Spiel kann auf dem PC wie auch auf einem Tablet sehr gut gespielt werden. Falls du das Spiel noch nicht ausprobiert hast und das nun auf meine Empfehlung tust ist die Chance gross, dass es dir gefallen wird. Es ist tatsächlich von herausragender Qualität und zeugt von der bekannten Blizzard Qualität.

Alle guten Dinge sind 3

In diesen Mark will Valve eindringen, mit einem Kartenspiel, das viel komplexer ist als die Konkurrenten. Statt einem Spiel spielt man quasi auf 3 Lanes, also 3 Spiele auf einmal. Das erinnert tatsächlich ungemein an Dota, bei dem ebenfalls 3 Lanes zum Gegner führen.

Nur schon um das Spiel grundlegend zu zeigen brauch ich zwei Screenshots…

Und man kämpft mit Helden gegeneinander. Also in Dota mit echten Helden, in Artifact mit Heldenkarten. Das klingt auch sehr interessant (obwohl ich es selber sehr mysteriös finde, dass man die Heldenfähigkeit von Held A mit einem anderen Helden B oder C ausführen kann. Das macht so irgendwie überhaupt keinen Sinn).

Long story short: Technisch und qualitativ macht Artifact alles richtig. Es sieht gut aus, spielt sich schnell und spannend. Von diesem Standpunkt aus durchaus empfehlenswert.

Warum dennoch niemand Artifact spielt

Viele Leute waren enorm enttäuscht, dass man im Spiel keine kostenlose Kartenpakete freispielen konnte. Man kauft das Spiel für rund 20 Franken und erhält dann im Spiel 10 sogenannte Boosterpacks mit Karten drin. Anders als in jedem anderen Kartenspiel konnte man aber zum Beispiel keine täglichen Quests bestreiten. Hearthstone und auch Magic TG Arena haben beide solche einen Mechanismus: „Gewinne 3 Spiele“ oder „Spiele 100 weisse Karten“ etwa.

Stattdessen haben alle Leute rumgeheult, dass man das Spiel nur schon bezahlen muss, um es spielen zu können.

Die stärkste Karte in diesem Spiel ist die Kreditkarte – Wurde gewitzelt.

Wie aber diverse Analysen gezeigt haben, ist Artifact unter den Sammelkartenspielen das günstigste (Unter anderem ein Artikel auf PCGamer.com oder diverse YouTube Videos). Um eine kompetitives Deck in Hearthstone oder Magic besitzen zu können, muss man viel mehr Geld in die Hand nehmen, wobei das physische Magic the Gathering am teuersten ist (siehe auch den PCGamer Artikel).

Diverse Leute auf YouTube haben auch gezeigt, dass diese kostenlosen Boosterpacks, die man bei Hearthstone erhält, lediglich den Spieler bei der Stange halten sollen und man für ein kompetitives Deck auf diese Weise mehrere hundert Stunden wochenlang grinden müsste.

Eine von den drei Lanes

Geld ist doch nicht das Problem

Ich persönlich finde es schön und motivierend, wenn ich mal ein Boosterpack kostenlos erhalte. Aber hey, jeder ernstzunehmende Sammelkartenspieler weiss, dass man bei einem solchen Spiel Geld ausgeben muss. Also echt jetzt, was haben sich die Leute gedacht? Dota 2 kann man kostenlos spielen und aus allen Helden wählen, Artifact ist aber kein Dota 2.

Sammelkartenspiele kosten Geld und machen die Unternehmen reich, wenn das Spiel bei den Leuten ankommt. Hearthstone hat im Jahr 2018 1.5 Milliarden Gewinn für Blizzard eingefahren! Ich habe auch kein Problem damit, ein paar hundert Franken in das Spiel zu investieren.

Wobei es grundsätzlich schon faszinierend ist, dass ein Kartenspiel grössere Gewinne einfährt als ein echtes Spiel wie etwa Starcraft 2.

Mein persönliches Problem mit Artifact ist zum einen, dass mir das Spiel niemals soviel Spass macht wie etwa Hearthstone und zum anderen gehen mir die Spiele einfach zu lange. Bei Hearthstone dauert ein Spiel zwischen 5 und 15 Minuten. Bei Artifact sind es schon eher 20 bis 50 Minuten. Das ist für mich einfach zu lange, sei es zum selber Spielen oder beim Anschauen von Matches auf YouTube. Und viele Leute teilen diese Meinung (mal abgesehen davon, dass man 3 Lanes folgen muss).

Der Markt und das Meta

Das Spezielle an Artifact ist, dass man die Karten auf dem Steam Marketplace kaufen und verkaufen kann. Das ist weder in Hearthstone noch in Magic The Gathering Arena möglich. Falls man sehr viel Zeit in das Spiel investiert und das Angebot und die Nachfrage genau beobachtet kann durchaus ein paar Dollars mit dem Handeln von Karten verdienen. Ich bin aber noch nicht soweit, dies als Gambling zu bezeichnen. Besonders deshalb, weil der Markt verschwindend gering ist.

Bei der Veröffentlichung des Spiels haben 60’000 Leute Artifact gespielt. Mittlerweile sind es noch durchschnittlich 5’000 Spieler. Bei solch niedrigen Zahlen ist das Marktpotential einfach zu gering. Und wahrscheinlich sind diese viele dieser 5’000 Leute die hartgesottenen Fans, die wissen, was eine Karte wert ist.

Valve reagiert

Viele Spieler reden bereits über ein sterbendes Spiel. Soweit würde ich nicht gehen, immerhin ist es erst herausgekommen und kann sich durchaus noch entwickeln (Ein bisschen Vertrauen in Valve, bitte!). Valve hat auch bereits reagiert und einige übermächtige Karten angepasst. Dazu ist es nun möglich, durch das Spielen seinen Account level zu erhöhen, quasi als Motivation, um das Spiel zu spielen (ja, man braucht sowas heutzutage).

Plus man kann nun Boosterpacks freispielen (15 Boosterpacks pro Season glaube ich). Oder nicht? Warum finde ich plötzlich keine Infos mehr darüber online? Habe ich geträumt? Hmm… Hier die offizielle Seite dazu

Ich denke, besonders der Ansatz, dass Artifact ziemlich komplex ist, wird dazu führen, dass es niemals so erfolgreich wie Hearthstone werden wird (obwohl ich grundsätzlich komplexe Spiele mag – solange es nicht gleich ein Hearts of Iron ist…). Dann wiederum wäre das ja auch gar nicht nötig, solange es eine solide Spieler- und Fanbasis gibt. Aber momentan sind es wirklich wenige Spieler und ich bin überzeugt, dass Valve im Jahr 2019 noch einige grundlegende Änderungen im Spiel vornehmen wird, um mehr Leute anzulocken (kürzere Matches zum Beispiel).

Dasselbe haben sie auch bei Dota 2 getan. Seit ich zwei Kinder habe konnte ich keine 60 Minuten Games mehr spielen. Dota 2 hat aber neuerdings einen Turbo Modus, bei dem ein Spiel gerade mal 20 Minuten lang ist. Perfekt für einen Familienvater wie mich!

Wie ich aber geschrieben habe, macht mir das Spielen von Artifact nicht halb soviel Spass wie Hearthstone. In Artifact stelle ich die Helden irgendwo rein und gebe ihnen hübsche Hüte und Waffen, aber was genau wie einen Einfluss hat? Keine Ahnung. Hinzu kommt, dass nach jeder meiner Aktionen der Gegner entscheiden kann, ob er darauf reagieren möchte… gut, das ist bei Magic auch oftmals der Fall, aber… SCHNARCH!

Bei Hearthstone stelle ich Monster auf die Matte, welche dann BAM BAM dem gegnerischen Monster eins auf den Latz geben! ZACK BUM! Ja das macht Spass!

Ich bin auf jeden Fall gespannt, was das Jahr 2019 für Artifact bereit hält.

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