Tag 24: Ich halte es nicht mehr aus! ich will wieder zocken!!!!!!

Marcel macht einen Videospiele-Detox und hört auf, seine geliebten Videospiele zu spielen. Kann das gut gehen? Hier geht es zum vorherigen Eintrag.

Ein schön langweiliges Leben

Ich habe aufgehört, Videospiele zu spielen, in der Hoffnung, dass mein Leben besser wird. Aber bisher ist es einfach nur ein Kampf gegen die Langeweile. Dabei habe ich wirklich viele Dinge gemacht:

Gestern habe ich mit meinen kleinen Mädchen ein Spielparadies besucht. Die zwei Mädels hatten unglaubliche Freude und waren in dieser Halle voller Hüpfburgen und Rutschbahnen im Himmel. Lass mich dir eines sagen: Wenn du jemals echtes Chaos erleben willst, gehe in ein mit Kindern vollgestopftes Spielparadies!

Ansonsten habe ich ziemlich viel gelesen. Ab und zu habe ich auch einen Film geschaut, aber irgendwie hatte ich nicht so Bock darauf. Ansonsten weiss ich nicht mehr, was ich die ganze Zeit getrieben habe. Ich war auch oft einfach müde und bin früh ins Bett gegangen.

Heute war ich wahrscheinlich länger draussen an der frischen Luft jemals in den letzten zehn Jahren. Den ganzen Morgen und Nachmittag lag ich draussen auf einem Liegestuhl und habe gelesen und ab und zu mit den Kindern gespielt. Echt, soviel Real-Life-Feeling hatte ich noch nie. Normalerweise war ich am Wochenende immer vor dem Computer irgendwas am zocken – Egal ob draussen die Sonne schien.

Warum ich das gemacht habe? Nun, ich habe euch ja erzählt, dass ich schon wieder eine Hitzeerschöpfung oder sowas hatte – Und das hatte ich dann Donnerstag schon wieder. Keine Ahnung, was mit meinem Körper momentan los ist, aber irgendwie kommt er momentan voll nicht klar mit der Sonne. Darum wollte ich mich ein wenig abhärten und ging so lange wie möglich an die frische Luft, statt in meinem Zimmer zu sitzen.

Game of Thrones macht Lust auf mehr

Ich habe zu Hause in meinem Zimmer, in dem ich auch arbeite, ein Laufband mit einem Fernseher vorne dran aufgestellt. Auf diesem kann ich Laufen und gleichzeitig Game of Thrones schauen. Ich bin erst bei der fünften Staffel und ich muss ehrlich sagen: Wenn die Szenerie nicht so unglaublich schön wäre, ich glaube, ich würde nicht mehr weiter schauen. Die Story finde ich so arsch-langweilig, kann das sein? Oder habe ich einfach keine Ahnung?

Gemacht ist es auf jeden Fall wunderschön (und die Nackt- und Gewaltszenen sind jeweils spitze) und ganz generell lädt Game of Thrones richtig zum Träumen ein.

Also schaue ich zu, wie Jon Schnee bei der Nachtwache arbeitet und sich sonstige Lords gegenseitig auf die Mütze geben. Und ich bekomme unglaubliche Lust, das auch selber zu erfahren. Ich fange an, von Spielen wie Crusader Kings 3 oder Mount & Blade 2 Bannerlord zu träumen. Selber der König von einem kleinen oder grossen Reich sein, das ist sicher toll.

Ach Scheisse! Nicht Videospiele zu zocken macht einfach überhaupt keinen Sinn! Gibt es denn überhaupt kein Hobby in der realen Welt, welches auch nur ansatzweise an die Genialität von Videospielen kommt?

Ich fühle mich besser

Trotz der unglaublichen Langeweile, gegen die ich jede Sekunde meines wachen Daseins kämpfen muss, muss ich sagen, dass ich das Gefühl habe, dass ich mich innerlich besser fühle. Vielleicht gibt das Gehirn nach 24 Tagen auch irgendwann einfach auf, sich um irgendwas zu sorgen.

Früher haben mich meine Kinder, wenn sie geschrien haben, immer aufgeregt, heute finde ich es nicht mehr so schlimm. Immerhin passiert etwas. Und es ist ja nicht so, dass ich irgendetwas verpasse, also kann ich mich ohne Stress um das Kind kümmern (wenn es sich denn nur vom Vater bekümmern liesse… aber das ist eine andere Geschichte).

Auch sonst habe ich momentan ständig eine ziemlich unaufgeregte Miene drauf. Okay, noch den Tisch abräumen, Küche putzen, den Kindern Schoggimilch machen, Boden wischen, Zähne putzen, schlafen gehen… das Leben ohne Sucht ist doch was Schönes… (und schön langweilig)

Ich bin jetzt an dem Punkt, an dem ich jederzeit sagen könnte „Ich breche ab, ich fange wieder an zu Zocken. 24 Tage sind mehr als genug„. In der Vergangenheit habe ich an diesem Punkt immer wieder angefangen zu Zocken. Noch nie bin ich den Weg weiter gegangen. Doch wenn ich jetzt aufgebe, wird alles wieder wie früher. Ich gehe nach dem Abendessen vor den Computer, zocke bis 23 Uhr, gehe ins Bett, stehe wieder auf, arbeite den ganzen Tag, gehe nach dem Abendessen vor den Computer…

Ich hoffe wirklich inständig, dass mein Körper sich irgendwie bei der ganzen Sache erholt, regeneriert oder was auch immer. Ich bin die ganze Zeit auf der Suche nach, doof gesagt, „einer neuen Sucht“. Weil zu der Sucht gehört auch Leidenschaft, und momentan habe ich in meinem Leben überhaupt keine Leidenschaft für gar nichts.

Ich habe das Gefühl, als bräuchte ich irgendetwas, um mein Gehirn zu beschäftigen. Schach spielen vielleicht? Sudoku lösen? Karten spielen?

Und ohne Scherz: Wenn ich könnte, würde ich sogar religiös werden! Aber jedes mal, wenn ich das probiere und anfange zu beten, vergesse ich es wieder die nächsten Tage, und gebracht hat es mir auch noch nichts. Dabei kann ich mir nichts Schöneres vorstellen als eine höhere Macht, zu der man jederzeit in der Not gehen kann und welche einem dann im Leben hilft.

Aber (mit Ausnahme von meiner geliebten Frau) war bis jetzt immer alleine mit meinen Problemen, bin alleine, und werde wahrscheinlich auch immer alleine sein. Wo also ist dieser Gott?

Ich gebe nicht auf

Okay, jetzt habe ich schon viel zu viel geschrieben, ohne dass ich einen Plan hatte, was ich loswerden wollte. Nur noch soviel: Ich wollte überhaupt keine Gotteslästerung betreiben oder so. Im Gegenteil: Mit Freuden werde ich gleich heute Abend nochmals ein Gebet probieren. Denn ich bin ein Typ, der niemals aufgibt, und immer weiterkämpft.

Egal wie es kommt, ich kämpfe weiter.

Ob mit Crusader Kings 3 oder ohne…

Tag 17: Hitzeerschöpfung hat mich erwischt

Marcel macht einen Videospiele-Detox und hört auf, seine geliebten Videospiele zu spielen. Kann das gut gehen? Hier geht es zum vorherigen Eintrag und zum nächsten Eintrag.

Zu viel Real Life ist wohl eine schlechte Idee

Hört mir zu, liebe Hardcore Gamer. Die Welt da draussen ist gefährlich. Ich dachte, jetzt, da ich keine Videospiele mehr spiele und den ganzen Samstag Frau- und Kinderlos bin, könnte ich ja ein wenig nach draussen gehen.

Also bin nach Zürich Stadelhofen gefahren und dann den Weg zum Hauptbahnhof gelaufen. Es war ein wunderschöner Tag, nicht zu heiss und doch schön sonnig. Wer die Strecke kennt, weiss, dass es eine kurze Strecke ist. „Bloss nicht wieder eine 5 Stunden Wanderung in der prallen Sonne, wo ich fast verreckt bin.“ habe ich mir gedacht. Ich hatte vor ein paar Wochen genau so eine Wanderung in der Sonne gemacht und BAM lag dann den ganzen Nachmittag und Abend mit einem Hitzeschlag im Bett.

Das einzige, was mich vor dem sicheren Tod gerettet hat, ist ein Bad in einem kleinen Bach. Darum sieht man mir den vorherigen Todeskampf auf diesem Bild nicht mehr an:

Ich bin in der „Brettspiele“ Phase meiner Sucht

Wie gesagt, die Strecke ist nicht weit. Und auf der Strecke habe ich nur zwei Stopps gemacht: Ich ging in eine Buchhandlung, da ich Bücher liiiiiiiiiebe! Egal wie fest mein Regal zu Hause vor Bücher überquillt, ich finde es so unglaublich inspirierend, durch den Laden zu laufen und spannende Bücher zu finden.

Ich suche jeweils Bücher, welche zu meiner Lebenssituation passen. Oder aber ich kaufe Bücher über die Suchtgeschichten anderer Menschen (Heroin- und Drogensucht zum Beispiel) oder Bücher über Amerika. Mich als Schweizer fasziniert die USA so unglaublich, weil sie gefühlt einfach alles falsch machen und dennoch so überzeugt von ihrem Land sind. Einfach faszinierend.

Der zweite Stop war in dem Spieleladen Rien ne vas plus. Das ist ein kleiner Laden mit einem dennoch grossen Angebot von Spielen, seien es „normale“ Brettspiele oder Hardcore-Brett-Rollenspiele.

Auf jeden Fall hat nun die zweite meiner „Ich spiele keine Videospiele mehr“ Phasen angefangen. Die erste Phase habe ich dabei glatt übersprungen, sie ist nämlich die „Ich kann keine Videospiele am PC zocken, also spiele ich halt Videospiele an meiner Playstation/Nintendo Switch“.

Die zweite Phase ist die „Ich kann echt tatsächlich keine Videospiele mehr zocken, dann zocke ich halt Brett- und Kartenspiele!“

Ich kenne diese Phase bereits von meinen früheren Versuchen, mit dem Zocken aufzuhören. Beim letzten Mal, als ich in dieser Phase war, habe ich TONNENWEISE Brettspiele gekauft, nur um sie kein einziges Mal zu spielen und am Ende alle zu verschenken. Echt traurig. Aber wenn nicht mehr Videospiele spiele dann sage ich zu mir „Was wäre, wenn ich jetzt dieses eine Brettspiel kaufe, zum Beispiel Die Siedler von Catan, und es mir dann so gefällt, dass ich nur noch das spielen will, meine Videospielsucht Vergangenheit ist und in unseren Flüssen Milch und Honig fliessen?“

Ja wenn es nur so einfach wäre. Die Videospielsucht hat mich immer wieder eingeholt. Und genau weil ich nicht den gleichen Fehler wie letztes mal machen wollte habe ich mir nur ein kleines Kartenspiel gekauft und schaue erst einmal, wie der Versuch weitergeht.

Volle Kanne Hitzeerschöpfung

Auf jeden Fall komme ich so um 14:30 Uhr wieder zu Hause an und was kommt? BAM Hitzeerschöpfung wie bei der letzten Wanderung. Mein Kopf wird sauheiss und mir ist richtig übel. (Wer nicht weiss, was Hitzeerschöpfung ist, kann sich diesen Artikel mal reinziehen)

Ich habe dann noch diesen echt verrückten Film namens „The Interview“ auf Netflix angeschaut, obwohl ich mir nicht mehr sicher war, ob ich bereits halluziniere oder ob sie in dem Film tatsächlich nach Nord Korea gehen, um King Jong-un zu interviewen.

Dann wurde mir so übel, ich musste ins Bett, und da bin ich dann auch bis 20 Uhr geblieben. Mir war die ganze Zeit richtig übel und mein Kopf immer noch so heiss. Unglaublich mühsam. Ich habe Wasser und Salzwasser getrunken, einen nassen Lappen auf die Stirn gelegt, hat alles irgendwie nicht geholfen. Eine Hitzeerschöpfung wünsche ich wirklich niemandem.

Mein einziger Trost: Nudelsuppe

So ab 20 Uhr ging es mir langsam wieder besser. Meine Frau und die Kinder sind um diese Zeit von den Grosseltern zurückgekommen und meine ältere Tochter Lea war so süss – Sie hat sich zu mir ins Bett gelegen und gesagt „So kann ich viel besser auf dich aufpassen!“

Meine Frau meinte, wahrscheinlich war es heisser, als ich den Eindruck hatte, und der UV-Index zeigte 8 Punkte an, was gemäss dem verlinkten Artikel quasi bedeutet „Get the f*ck out of the sun, my son!“

Ach scheisse, ich bin gerade ein wenig deprimiert. Alles was ich will, ist, ein gesünderes, besseres Leben zu haben, aber das Leben gibt mir immer wieder einen Arschtritt. Und sowieso, seit wann fluche ich soviel? Das habe ich früher auch nicht gemacht. Ich gebe mir echt Mühe, wollte ein wenig unter die Leute, an die frische Luft, und kriege stundenlang Hitzeerschöpfung als „Belohnung für die erfüllte Quest“.

Darum, liebe Gamer, hört meinen Rat: Falls ihr jemals auf die irrsinnige Idee kommt und nach draussen gehen wollt schaut bitte kurz auf den UV-Index. Wir Gamer sind ja sowieso eher licht-scheu und sollten den Kontakt mit dem hellen Gift möglichst vermeiden.

Mein einziger Trost ist meine Ramen-Nudelsuppe, die ich mir jetzt reinziehe. Die stellt mich immer wieder auf und gibt mir Kraft.

17 Tage ohne Videospiele!

42 – Videospiele und Pornos haben mein ganzes Leben zerstört

Notiz: Dieser Artikel ist nicht von mir persönlich, sondern von einem User aus dem Subbreddit „StopGaming“ – Ich habe ihn nur übersetzt, da ich ihn unglaublich mächtig finde. Die Erzählung zeigt, wie schwerwiegende Folgen die Videospiele-und-Porno-Sucht haben kann. (Quelle)

Ich wollte nicht aufhören, ich wollte mehr Pornos schauen

Ich bin 42 Jahre alt und ich habe mein ganzes Leben hinter einem Computerbildschirm verbracht. Früher schien es so als ob der einzige Weg, wie ich Frieden und Erfüllung in meinem Leben finden konnte, das Spielen von Videospielen oder das Schauen von Pornos war. Nicht nur machte es Spass und war aufregend, es hat auch den Druck von mir genommen – Den gesamten Schmerz und das Unbehagen, welches ich jeden Tag verspürt hatte, ging weg. Es war das eine Ding, auf das ich mich immer verlassen konnte – Meinen Bildschirm.

Ich erinnere mich, als ich 15 war und meine erste Erfahrung darin hatte, mein Verhalten nicht kontrollieren zu können. Das Internet war neu und AOL war das Allerneueste, aber nach einer gewissen Anzahl Minuten musste man draufzahlen. Mein Vater sagte: „Du kriegst nur so und so viele Minuten!“ also wusste ich, ich würde nicht über das vom Vater gegebene Limit gehen oder er wurde wütend, und du wolltest meinen Vater nicht wütend machen.

Aber dann habe ich Internetpornos gefunden und konnte nicht mehr aufhören. Ich erinnere mich, dass es lange Tage wurden und ich mir gesagt habe, ich muss aufhören, aber ich konnte nicht aufhören. Ich erinnere mich, wie ich angefangen habe die Angst zu spüren, als die Minuten vorbei tickten und dass, wenn sie vorüber waren, ich aufhören musste. In diesem Augenblick habe ich die Angst gefühlt, dass ich die noch verbliebenen Minuten verlieren würde und dass ich aufhören musste. Aber ich wollte nicht aufhören, ich wollte mehr Pornos schauen.

Über 300 Dollar Rechnung

Dann hat sich die Angst, keine Minuten mehr zu haben, geändert in die Realisation, dass die Minuten bereits abgelaufen waren. Aber ich schaute immer noch Pornos. Ich war in Panik, da ich wusste, dass mein Vater sehr angepisst sein würde und dass jede weitere Minute die Rechnung in die Höhe treibt. Aber ich habe immer noch nicht aufgehört. Ich konnte nicht aufhören.

Am Ende kam die Rechnung auf über 300 Dollar für diesen Monat, und ich musste den Preis dafür bezahlen. Ich habe auch den Zugang zum Internet verloren, aber ich konnte nicht aufhören darüber nachzudenken, trotz der Konsequenzen. Etwas anderes hat die Aufregung aber begleitet – und das war Scham. Ich fühlte Scham.

Mit 16 habe ich meinen eigenen Computer mit Internet gekriegt und ich musste mir keine Sorgen mehr über die genaue Anzahl Minuten machen. Als Resultat habe ich im Bildschirm gelebt. Meine Freunde in der Highschool haben alle soziale Aktivitäten unternommen und ich blieb vor dem Bildschirm. Kommst Du mit an eine Party? Nein Danke! Möchtest Du tanzen gehen? Nein, hab schon was vor! Wollen wir Basketball spielen? Sorry, bin beschäftigt!

Ich habe im Bildschirm GELEBT. Egal ob ich die ganze Nacht hindurch Pornos angeschaut habe oder mich selber in einem Fantasie-Videospiel verloren habe, um die vorherige Nacht in Scham zu ertränken. Ich ging ins Bett und habe mir gesagt, ich würde das nie wieder tun. Ich werde mich bessern, jeden Abend wieder. Und am nächsten Tag ging es wieder von vorne los.

Kein Interesse an Sex

Ich habe fast die Highschool nicht geschafft, habe glaube ich 45 Tage vom letzten Semester verpasst. Oftmals konnte ich nicht aufstehen, weil ich die ganze Nacht Pornos geschaut oder ein Videospiel gespielt habe. Zu dieser Zeit habe ich auch festgestellt, dass ich anscheinend überhaupt kein Interesse an Sex mit einer Frau wie alle meine Freunde habe. Ich fand Frauen attraktiv, ich hatte sie nur lieber an meinem Bildschirm betrachtet als mit ihnen in Person zu interagieren. Mit 18 haben mich Pornos bereits so fest verändert, dass ich keinen menschlichen Kontakt mehr wünschte. Ich wollte nur sexuelle Befriedigung aus der Distanz und von mir selber.

Ich hatte meine erste Beziehung mit 18 und sie hielt 3 Jahre, bis heute meine längste. Am Anfang habe ich mir geschworen, nie wieder Pornos zu schauen. Ich wollte ihr gegenüber loyal sein und sie sagte, sie würde es nicht mögen, wenn ich weiterhin Pornos schauen würde. Ich hielt 8 Monate durch. Etwa um diese Zeit haben wir endlich begonnen sexuell miteinander zu spielen.

Ich wollte meinen eigenen Porno drehen

Interessanterweise hat mich der Sex zu ihr nicht angezogen, sondern ich wollte mit ihr die Dinge machen, die ich in den Pornofilmen gesehen hatte. Ich wollte diese Erfahrungen mit der Videokamera festhalten, dann das Video schauen und dazu masturbieren, genauso wie ich es mit den Pornos machte. Ich wollte meinen eigenen Porno drehen.

Also eigentlich wollte ich das nicht wirklich. Etwas tief in mir drin – das echte ich – wollte diese Dinge mit ihr nicht machen, aber der süchtige Teil in mir übernahm die Kontrolle und übertrat die Grenzen, die ich mir selber geschaffen hatte.

Als ich sie erst überredet hatte, diese Dinge mitzumachen, hat sich unsere Beziehung verändert. Ich war während unseren sexuellen Interaktionen nicht mehr länger emotional verbunden – Sie war nur ein Objekt. Sie wusste es und gab mir zu wissen, dass sie Schmerzen fühlte. Nach dem Akt fühlte ich ebenfalls Schmerzen, und Scham. Die gleiche Scham, die ich nach dem Schauen von Pornos empfand, und wir sagten oft zueinander: „Lass uns das nicht noch einmal machen“. Dann kam das nächste Mal und wieder würde ich sie dazu überreden. Das war der Anfang von unserem Zerfall, als meine Sucht im Schlafzimmer und bei allem, was nachher folgte, Überhand nahm.

Die ganze Zeit wollte ich nie wirklich Sex mit ihr

Zu dieser Zeit habe ich wieder angefangen im Geheimen Pornos zu schauen, also war da wieder diese Scham. Um es kurz zu machen: Unsere Beziehung ging den Bach ab und hat nach 3 Jahren geendet. Die ganze Zeit wollte ich nie wirklich Sex mit ihr. Bis zum heutigen Tag habe ich niemals ein echtes Verlangen nach dem sexuellen Akt mit einer Frau verspürt, wegen dem mentalen Durcheinander, welches Pornos meinem Gehirn angetan haben.

Nachdem unsere Beziehung geendet hatte wusste ich, ich bräuchte Hilfe. An diesem Punkt habe ich 2 Jahre mit ihr mit Pornos schauen verbracht und ständig geschworen, ich würde keine weiteren mehr schauen – und dennoch weiter gemacht. Ich konnte objektiv an mir selber beobachten, wie es mich innerlich und mein sexuelles Verhalten zu ihr veränderte, durch das Chaos in meinem Gehirn.

Ich hatte Angst, ich wollte so nicht alt werden. Ich ging zu einem Therapeuten und dieser empfiehl mir in eine Gruppe namens SAA zu gehen. Ich ging und ich erinnere mich an das erste Treffen mit einer Hand voll Männer, ältere Männer, welche zu mir sagten, wie viel Glück ich hätte, dass ich das Problem so früh in meinem Leben, in meinem frühen 20ern, unter Kontrolle kriegte. Sie waren völlig ekstatisch mit mir. Ich war so aufgeregt darüber, dass ich endlich einen Platz gefunden habe, wo man mich akzeptiert.

21 Jahre später

Niemals hätte ich gedacht, dass ich mich von diesem Tage an 21 Jahre später immer noch mit diesem Scheiss beschäftigen würde. Ich habe die nächsten 21 Jahre damit verbracht, zu mir selber zu sagen „Ich habe immer noch Zeit, es ist zu gut, um es auf später zu verschieben, ich werde bald damit aufhören“. Die ganze Zeit habe ich damit weitergemacht, mich selber mehr und mehr zusätzlich in Videospielen zu verlieren.

Seit dieser ersten habe ich nicht mehr viele Beziehungen erlebt. Praktisch alles, was Arbeit bedeutet oder nur rein schon im Moment präsent zu sein habe ich immer aktiv aus meinem Leben verdrängt, um mehr Zeit für Videospiele und PMO zu haben. Das Traurige daran ist, dass ich die meiste Zeit nicht glücklich damit war. Genau das Gegenteil war der Fall. Es fühlte sich an, als ob ich gefesselt wäre und mir selber zuschauen musste, wie ich langsam mit der Zeit zerfalle und verrotte. Ein Teil von dir schreit innerlich, weint, bittet darum, aufzuhören, weiss um den Schaden und den Schmerz. Aber du machst trotzdem weiter, schiebst diese Stimme weg für noch mehr Geilheit, mehr Videospiele. „Ich werde Morgen damit aufhören.“ 21 Jahre voller Morgens.

Niemand, der mich vor 10 Jahren gekannt hatte, würde mich heute erkennen, geschweige denn wenn ich nochmals an dieses SAA Meeting vor 21 Jahren gehen könnte. Ich bin eine Hülle, eine Hülse von einem Menschen. Ich habe Familie und Kinder verpasst, welche ich so verzweifelt wollte, habe Pixel über Realität gewählt. Wenn es nicht Pornos waren war es ein Videospiel, wenn es kein Videospiel war waren es Pornos. Es hat sich immer so sicher angefühlt hinter dem Bildschirm, als ob mir nichts Schaden zufügen konnte. Ja, es hat mich zerstört.

Was ein Leben hinter dem Bildschirm mir angetan hat

Ich lebe mit einer Katze, bin fast 43 und habe keine Kinder, keinen Partner. Ich lebe in einer 2-Zimmer-Wohnung während ich hier sitze und schreibe mit einer Pizza auf der Tischfläche. Ich wiege über 150 Kilogramm. Ich habe meinen letzten Job verloren, weil ich nicht mehr normal funktioniert habe, weil ich mich immer krank melden musste, da ich die ganze Nacht gezockt oder Pornos geschaut hatte. Ich bin jetzt Single seit über 10 Jahren. Ich hatte seit Jahren keine Erektion. An diesem Punkt wurde es bereits eine Notwendigkeit, so viel Verantwortung wie möglich aus dem Weg zu gehen, nur damit ich im Bildschirm leben kann. Damit ich dem Schmerz aus dem Weg gehen kann, weil ich weiss, was ein Leben hinter dem Bildschirm mir angetan hat.

Ich habe heute kein Spiel gespielt und keine Pornos geschaut und die Folter, in der Realität zu leben, zu wissen, was in meinem Leben passiert ist, nach Jahrzehnten davon – Diese Folter ist schwer zu ertragen. Es ist als ob ich in einem Albtraum wäre, aus dem ich unbedingt entkommen möchte, aber ich kann nicht. Das ist real – es passierte. Was ich früher am meisten gefürchtet habe ist passiert. Ich wurde alt und habe nie damit aufgehört. Ich habe mein Leben verschwendet. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Gott, ich wünsche ich hätte es nicht getan! Es ist so schmerzhaft!

Wenn du jung bist und das liest, bitte mache alles was nötig ist, um das jetzt zu bewältigen. Bitte, wenn du die Möglichkeit hättest, wie ich mit 21 dieses zerstörerische Verhalten hinter dir zu lassen, verwende jedes Bisschen deiner Kraft und deines Willens um nach Hilfe zu fragen. Es wird dein Leben zerstören und je länger du damit wartest, desto schwieriger wird es.

Fuck die Zeit vergeht echt schnell. Fuck.